21. oktober 2021

Johannes Paul II. und Fatima: eine Beziehung, die ab dem Attentat auf dem Petersplatz enger wurde

50 Jahre sind seit dem Attentat vergangen, der die Kenntnis über die Geschichte von Fatima verändern und den Weg für die Offenbarung des dritten Teils des Geheimnisses ebnen würde.

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Carmo Rodeia

Vor 101 Jahren geboren, erhielt Johannes Paul II., der erste slawische Papst in der Geschichte der Kirche und der erste nicht-italienische Papst seit dem 16. Jahrhundert, eine enge und tiefe Beziehung mit Fatima aufrecht, die auf einen Zusammenfall von Daten begründet war: das Attentat, welches sein Leben verändern würde, fand mit einem 64-jährigen Unterschied am selben Tag statt, an dem die Liebe Frau zum ersten Mal den Hirtenkindern in der Cova da Iria erschien. Dieses Zusammentreffen der Daten war für ihn ein klares, von Gott gesandtes Zeichen. 

„Darum möchte ich euch jetzt etwas anvertrauen: Schon seit längerem hatte ich die Absicht - wie ich bei Gelegenheit meiner Ankunft in Lissabon sagte -, nach Fatima zu kommen. Aber nach dem Attentat auf dem Petersplatz vor einem Jahr eilten meine Gedanken, kaum hatte ich das Bewusstsein wiedererlangt, sofort zu diesem Heiligtum, um dem Herzen Mariens, das mich aus der Gefahr errettet hat, meinen Dank zu bringen. Ich werde nicht müde, zu wiederholen, dass ich alles, was geschehen ist, als einen besonderen Schutz der Gottesmutter betrachte. Und den Zufall - es gibt ja im Plan der Vorsehung keine reinen Zufälle - habe ich als einen Anruf gesehen und vielleicht sogar als einen Hinweis auf die Botschaft, die vor 65 Jahren durch drei Kinder des einfachen Landvolkes, die drei Hirtenkinder von Fatima, wie sie weltweit bekannt sind, von diesem Ort aus verkündet wurde“, sagte er am 12. Mai 1982 zu den Pilgern in Fatima, während seiner ersten Reise an das Heiligtum.  

„Und so bin ich nun unter euch, als Pilger unter Pilgern (…), um dem Herrn zu danken (…). Ich möchte heute in eurer Gegenwart, geliebte Brüder und Schwestern, noch einmal wiederholen, was ich bei der ersten Audienz nach dem Attentat (7. Oktober 1981) bereits sagen durfte. Diese Worte sind ein Widerhall dessen, was an jenem 13. Mai des vergangenen Jahres geschehen ist. Sie sind Ausdruck meiner Dankbarkeit gegenüber dem Höchsten, gegenüber unserer Mutter und Herrin, gegenüber den heiligen Schutzpatronen und allen, die mittelbar oder unmittelbar dazu beigetragen haben, mein Leben zu retten und meine Gesundheit wiederherzustellen: Dank dem Herrn ist mein Leben nicht vernichtet worden. So habe ich dies zum ersten Mal am Fest Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes bekannt gegeben. Ich wiederhole es heute in Fatima, an diesem Ort, an dem so vieles uns an den Rosenkranz erinnert - an das Rosenkranzgebet -, wie die kleinen Hirten es beteten. Der Rosenkranz, der Psalter, ist und wird immer wieder ein Gebet des Dankes, der Liebe und der vertrauensvollen Bitte bleiben: das Gebet zur Mutter der Kirche!“, sagte er am darauffolgenden Tag während der Predigt der Internationalen Messe am 13. Mai. 

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Es folgte eine lange und emotionale Geschichte, die ihn zwei weitere Male nach Fatima bringen würde. Eine Geschichte, die sein gesamtes Pontifikat bis zum Schluss durchdrang. Seinen letzten Fatima-Besuch, im Jahr 2000, zur Seligsprechung der beiden Hirtenkinder die, 17 Jahre später, durch Papst Franziskus heiliggesprochen wurden, absolvierte er bereits in einem geschwächten Zustand.   

Am 25. März 1984 präsidierte der Papst, im Vatikan, die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens vor derselben Statue, die er im Jahr 2000 neben allen Bischöfen der Welt stellte, als er ihr das dritte Jahrtausend weihte. 

Am 25. März 1984 überreicht der Papst dem Bischof von Leiria-Fatima außerdem die Kugel des Attentats, die später in die wertvolle Krone der Statue der Lieben Frau in der Erscheinungskapelle eingearbeitet wurde. 

Zu jener Gelegenheit wiederholte der Papst vor der Statue aus der Erscheinungskapelle, die auf seinen Wunsch hin im März 1984 nach Rom reiste, das, was er nicht vergessen konnte: „Liebe Frau von Fatima, die wir so sehr verehren und welcher wir so dankbar sind, auch im intimen und persönlichen Sinn, du wolltest uns heute hier in Rom, am diesem so bedeutenden Tag besuchen“. In vielen seiner Reisen findet man verschiedene Verweise an die Liebe Frau des Rosenkranzes von Fatima.    

Das Rosenkranzgebet und die Sorge über die „Bedrohungen“ der Welt waren weitere zentrale Themen der Ansprachen von Johannes Paul II., der am 13. Mai ein Weihegebet an die Liebe Frau sprach, in welcher, unter anderem, folgende Bitte enthalten war: „Von Atomkrieg, unkontrollierbarer Selbstzerstörung und jeder Art des Krieges: befreie uns!“

Johannes Paul II. kehrte 1991 nach Portugal zurück und besuchte natürlich am 12. und 13. Mai das Heiligtum von Fatima; in vier Tagen hielt er 12 Ansprachen und sendete, von der Cova da Iria aus, einen Brief an die katholischen Bischöfe Europas, die gerade dabei waren, eine Sonderversammlung der Bischofssynode für Europa zu planen. 

Während seines Abschieds sagte der Papst: „Fatima ist immer neu für den, der die Serra de Aire hinaufsteigt und der immer tiefer einzudringen sucht in die Geheimnisse der Botschaft Unserer Lieben Frau, „die ganz in Weiß gekleidet“ war bei ihren Erscheinungen von 1917 vor den drei Hirtenkindern”. 

Am 12. und 13. Mai 2000 kehrte Johannes Paul II. mit einer bereits schwächelnden Gesundheit nach Portugal zurück, um die Seligsprechung der Hirtenkinder Francisco und Jacinta Marto zu präsidieren. 

„Und noch einmal möchte ich die Güte des Herrn mir gegenüber erwähnen, als ich, hart getroffen, an jenem 13. Mai 1981 vom Tode errettet wurde”, sagte er in seiner Predigt. Und: „Meine Dankbarkeit gilt auch der sel. Jacinta für die Opfer und Gebete, die sie für den Heiligen Vater darbrachte, den sie so sehr hat leiden sehen“. 

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Zu jener Gelegenheit verkündete man ebenfalls den dritten Teil des so genannten “Geheimnisses von Fatima”. 

Im Jahr 2000 verfasste Papst Emeritus Benedikt XVI., damals Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (Kardinal Joseph Ratzinger), den „theologischen Kommentar“ zum dritten Teil des Geheimnisses, in welchem man von einem „in Weiß gekleideten Bischof“ spricht, der inmitten von Ruinen und Toten schreitet, ein Bild, das man dem Attentat Johannes Paul II. zusprach. 

Als er Fatima im Jahr 2000 besucht, lässt er eins seiner kostbarsten Schmuckstücke zurück, den Totus Tuus Ring und bittet wiederum um einen zweiten Besuch der Statue aus der Erscheinungskapelle im Vatikan, um das Heilige Jahr abzuschließen, am Fest Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes von Fatima, in Gegenwart von ca. 1500 Bischöfen, die größte Bischofsversammlung seit dem Konzil.  

Bereits in Rom sagt Johannes Paul II. während der Generalaudienz am 17. Mai 2000: „Der Aufruf, den Gott durch die selige Jungfrau an uns richtete, hat nichts von seiner Aktualität verloren”. 

Johannes Paul II. führte die katholische Kirche über zweieinhalb Jahrzehnte lang, während eines Pontifikats, das in verschiedenen Aspekten kennzeichnend war. 

Während seiner ersten öffentlichen Ansprache als Papst sagte er zu der riesigen Menschenmenge auf dem Petersplatz: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“. Worte, die zu einem wahrhaftigen Pontifikatsprogramm wurden. 

In seinem Programm, welches er mit großer Energie bearbeitete, sollte Jesus in alle Ebenen des menschlichen Lebens eintreten, um dieses zu ermutigen und zu stärken, wie er auch in der ersten seiner 14 Enzykliken, die er als sein Erbe hinterließ, beschrieb.   

„Die grundlegende Aufgabe der Kirche in allen Epochen und besonders in der unsrigen ist es, den Blick des Menschen, das Bewusstsein und die Erfahrung der ganzen Menschheit auf das Geheimnis Christi zu lenken und auszurichten... Gleichzeitig berührt man damit auch die tiefste Schicht im Menschen, die Sphäre des menschlichen Herzens, des Bewusstseins und des Lebensgeschickes der Menschen“, schreibt er in Redemptor Hominis.

Als Meister des Glaubens und der Menschlichkeit formulierte Johannes Paul II. die Idee eines in zwei Blöcken geteiltes Europa neu, dessen Ende er prophezeite. Er verstand in der Tat vor vielen anderen, dass die Zeit der in Blöcken geteilten Welt zu Ende ging. Die weltweite Geopolitik benötigte neue Denkweisen und Gegenwartszeichen. Der Globalisierung der Welt müsse, zum Beispiel, ein globaler Stil eines Papstamtes entsprechen. Und Papst Johannes Paul II. wurde nicht müde und vollführte 104 apostolische Reisen in 129 Länder. Der Ökumenismus und der interreligiöse Dialog waren ständige Themen seines Pontifikats. Er war der erste Papst, der eine Synagoge und eine Moschee besuchte. Er brachte sich persönlich in das Weltgebetstreffen in Assisi ein, das alle bedeutenden religiösen Vertreter aller Traditionen versammelte. Er beharrte auf die Vereinigung von religiöser Ausübung und einer Kultur des Friedens.  

Er bat um Vergebung für die Fehler der Kirche, vor allem für das geschichtliche Zurückgreifen auf Gewalt. 

Seine Fähigkeit zur Mobilisierung war beeindruckend. In seiner berühmten Ansprache am Weltjugendtag in Santiago de Compostela, sagt er zu den tausenden Jugendlichen: „Die Stunde einer Neu-Evangelisierung ist gekommen und ihr dürft diesem dringenden Ruf nicht den Rücken kehren“.  

Er hat alles, was in seiner Macht stand, getan, um päpstliche Unterstützung für Fatima, für das Ereignis und die Botschaft zu gewährleisten, wie man in der Fatima-Enzyklopädie lesen kann.
Am 13. Mai feiern wir den 39. Jahrestag, an welchem Papst Johannes Paul II. zum ersten Mal den Boden der Cova da Iria berührte, ein Jahr nach dem Attentat auf dem Petersplatz. Während seines Besuchs in Fatima wurde er Opfer eines neuen Attentats, das jedoch weniger ernst endete.  

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